Tuesday, January 16, 2007

Das Geheimnis der abgebrannten Häuser

Seit ich in England bin habe ich mich gewundert woher der Glaube kommt, dass die Wohnhäuser der LBK absichtlich abgebrannt wurden. Alle Dozenten und Studenten haben das mit grosser Übrzeugung von sich gegeben. Um somehr habe ich mich gewundert schliesslich komme ich aus einem Land wo die Bandkeramik heimisch war und ich mich mit ihr verwurzelt fühle (na ja so 40 %, der Rest ist bekanntlich in England und ein kleines bisschen im fernen Ostasien). Trotzdem wurde dieses Faktum nie von einem Dozenten in Heidelberg erwähnt und ich habe bei einigen etwas über die LBK gelernt, dachte ich zumindest.

Durch Zufall hab ich bei der Lektüre eines Artikels von Richard Bradley den Urheber für die Verbreitung gefunden, nämlich ihn selbst und damit wurden logischerweise alle anderen an der Uni Reading infiziert - ist er doch die Kapazität auf dem Gebiet der englischen Prähistorie an unserer Uni. Irgendwann einmal muss er also auf diesen nicht gerade oft zitierten Artikel gestossen sein, welcher zum Auslöser einer urban legend wurde.

Besagter Artikel stammt von Mirjana Stevanović, The Age of Clay: The Social Dynamics of House Destruction, Journal of Anthropological Archaeology 16, 334-95 (1997). Sie hat offensichtlich die Häuser aus der Ausgrabung in Opovo, einer Vinča zeitlichen Fundstelle, untersucht.


Sie oder ihr Mann müssen wohl bei der Feuerwehr sein, denn sie konnte auf den Punkt sagen wo das Feuer ausgebrochen ist und wie heiss es an verschiedenen Stellen im Haus war. Toll - ich wüsste nicht wie man das macht und leider kenn ich auch keinen Feuerwehrmann. Aber egal, der Artikel ist alles in allem überzeugend geschrieben, zumindest was Opovo angeht. Sie überträgt das ganze für andere Kulturen in Südost-Europa und kommt zu dem Schluss dass der Abschluss einer Wohnphase ein wichtiges Element war, ein Zeichen des Landbesitzes.


Was einen Post-processualisten nun überhaupt nicht stört ist

1. die Tatsache dass zwischen Slowenien, Serbien etc. und England keine Häuser der LBK abgebrannt wurden (das schreibt sogar Julian Thomas),

2. dass die Autorin explizit sagt dass nicht wieder aufgebaut wurde (hier geht allerdings das Gerücht um dass an der gleichen Stelle mit gleicher Ausrichtung wieder aufgebaut wurde) und

3. dass das Ganze in Windeseile nach England gekommen sein muss denn allerspätestens 200 Jahre nach Opovo hat man in Irland und Schottland angefangen Holz-Monumente abzubrennen.

Aber halt ich hab ja vergessen dass sie das gemacht haben weil sie sich an die ancestors aus der Zentraleuropäischen Bandkeramik erinnert haben und die war halt 500 Jahre vor den ersten Hausbränden in Irland. Aber was solls wir sind schliesslich Post-processualists.

So das Ganze ist keine bösartige Kritik an meinem lieben Professor Bradley. Im Gegenteil, er ist nun mal aus Überzeugung Postprozessualist und dazu gehört das Einbringen neuer Ideen und Interpretationsansätze. Wir Deutsche nehmen halt Fakten sehr (zu?) ernst in England sind sie eher stepping stones zu neuen Denkweisen. Deswegen sei auch hier gleich Bradley's neues Buch empfohlen das demnächst erscheint:

Richard Bradley (2007), The Prehistory of Britain and Ireland, Cambridge University Press.

Ich habe es bereits gelesen und kann sagen dass es wirklich gut ist mit viel neuen und alten Ideen. Pflichtlektüre für alle die am Neolithikum und der Bronzezeit Groß-Brittaniens interessiert sind.

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