Thursday, April 13, 2006

Nebra-Scheibe

Also nach der herben Kritik muss ich mal wieder was in mein Diary schreiben (nicht dass ich von Ice Age paralysiert gewesen wäre ;) wohl eher Faulheit).
Heute war ich in Mannheim in der Nebra Ausstellung (archäologisch interessierte wissen jetzt gleich was gemeint ist und überlesen die nächsten Sätze). Es geht in erster Linie um den einmaligen (zu einmaligen?) Fund der Nebra Sonnenscheibe in Sachsen-Anhalt. Aus diesem Anlass hat man allerlei bronzezeitliche Objekte aus Deutschland und angrenzenden Ländern zusammengesucht und in eine Ausstellung gepackt die von Wien jetzt nach Mannheim kam.

So ab jetzt können auch Archäologen wieder mitlesen. Die Ausstellung ist recht klein; in einer Stunde ist man durch (und das obwohl ich normalereweise unter drei Stunden nicht aus einem Museum herauskomme) und dafür zahlt man als Student 5 Euro (na ja ungefähr wie Kino und es gibt ja auch ein paar mehr oder weniger gute Filmchen zum anschauen, eben wie Kino). Leider sind recht viele Repliken zu sehen, insbesondere die Stücke aus Dänemark (ja, leider auch der Sonnewagen aus Trundholm) und selbst Speyer hat seinen Goldhelm verweigert. Ausserdem muss man sich beim Lesen der Beschriftung manchmal vor Wein/Lachkrämpfen in Acht nehmen, aber so ist das ja immer wenn ein paar 'kluge' Leute über 'kultische' Dinge (=Dinge die sie nicht verstehen) schreiben. Süss fand ich z.B. auch die Deutung einer Gravur auf einem Gürtelblech aus Floth in Polen. Da stand dann also "...steht eine Figur auf einem Schiff, die Arme erhoben wie zum Gebet (das nenn ich Suggestiv-Beeinflussung!). Darüber erscheint die Sonne als punktgesäumter Buckel..." Tja hätte man wohl gern aber über und unter dem 'betenden' Männchen waren insgesamt 9 dieser Buckel (wie? hat der Adorant etwa mit 9 Sonnen jongliert?). Vielleicht sollte man nicht alles was rund ist gleich mit dem Sonnenkult identifizieren, runde Buckel sind nunmal rund und müssen nicht gleich der Sonnenanbetung gedient haben.

Was auch noch vllt den Eintrittspreis reduziert hätte: Objekte die man aus Heidelberger Sammmlungen hätte billig ausleihen und kostengünstig nach Mannheim schaffen können (z. B. Darstellungen von ägyptischen Sonnenbarken auf Grabkegeln) wurden aus Berlin herbeigeschafft (wissen die in Mannheim nicht dass wir in Heidelberg eine ägyptische Sammlung haben?).

Wie auch immer wer bronzezeitliche Hortfunde mag sollte unbedingt mal reingehen (viele Randleistenbeile, Knopfsicheln etc.). Ausserdem hat es (neben der Nebra Scheibe) einige sehenswerte Objekte, insbesondere aus Skandinavien.
Besonders gefallen hat mir
- das Flintschwert aus Atte, Dänemark
- die Zeremonialaxt aus Brondsted, Jütland
- der Wangenklappenhelm aus Pan Lueg, Salzburg
- die Goldboote aus dem Thorshøj  bei Nors, Jütland
- das Rorby Krummschwert aus Seeland
- der Sonnenstein aus Moselund (auch wenn ich nicht glaube dass es sich um einen 'portablen' Sonnenaltar handelt)
- das oben beschriebene Gürtelblech aus Floth, Polen
- das Frauenfigürchen mit den riesigen Goldaugen aus Fardal, Dänemark

Und hier noch mal ein Bildchen für die, die nicht auf Anhieb wissen wie die Nebra-Scheibe aussieht:

1 comment:

  1. 1.) Ich dachte mir schon, dass die Nepra-Ausstellung in Mannheim etwas verkleinert und replikiert ist (in Halle bin ich ja letzes Jahr eigentlich auch ziemlich durch die Ausstellung durch gehetzt und dann gar nicht mehr dazu gekommen die Dauerausstellung richtig anzuschauen, weil Fouad rechtzeitig wieder in Tü. sein mußte :-( - außerdem hatten sie da ja schon ziemlich streß die Teile aus Dänemark zu bekommen, brauchten Sondergenehmigungen und so, weil die Dänen ihre Funde ja normalerweise gar nicht über die eigenen Landesgrenzen hinweg verleihen).
    2.) Du weißt ja, ich bin auch grundsätzlich gegen diese 'Überkultifizierungen', die in der UFG nur allzugerne vorgenommen werden - das hatte mich in der Ausstellung auch genervt - aber sie sollte ja ausdrücklich in erster Linie über diese (angeblichen) Kultgegenstände sein, darum war es ja eigentlich von vorn herein klar :-).
    3.) Ich denke übrigens, dass die natürlich wissen, dass es in Heidel eine ägyptische Sammlung gibt, aber es kommt in Mannheim wahrscheinlich einfach besser (toller), wenn man Gegenstände aus Berlin ausgestellt hat, als aus Heidelberg.

    Grüßle Karla

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