Wednesday, May 24, 2006

'The only good bear is a dead bear'


Drei Tage lang hatte Deutschland also einen Bären zu Besuch. Am Sonntag hiess ihn der bayrische Umweltminister Schnappauf noch willkommen, aber da hatte er sich auch noch nicht an Bayern's Schafen vergrifften. Zwölf in drei Tagen (manche sprechen auch nur von sieben) sowie vier Tauben und ein paar Hühner und das Willkommen wandelte sich in einen Abschussauftrag. Der WWF hatte den Bären ursprünglich in eine Falle locken und ihn mit einem GPS-Sender ausstatten wollen. Ziel dieser Maßnahme war es, dasTier jederzeit orten und eingreifen zu können, falls es sich menschlichen Siedlungen nähert. Der Deutsche Tierschutbund in Bayern wirft Schnappauf vor völlig hysterisch zu reagieren.

Viele Zoologen auf der italiensichen, österreichischen aber auch deutschen Seite sind gegen den Abschuss und wollen den Bären betäuben und entweder nach Italien zurück oder in ein Tiergehege geben. eine Versicherung (Simon Burgess) hat sogar, um den Bären zu retten, angeboten, Schäden mit bis zu 1,5 Mio Euro zu übernehmen.

Trotzdem wurde das 'Wildtier des Jahres 2005' zum Abschuss freigegeben, unter Berufung auf das Urteil des Freiburger Biologen (Albert-Ludwigs-Universität) Felix Knauer. Auch dieser stufte ihn offensichtlich als 'Problembären' ein, obwohl er jetzt seit mehr als einem Jahr auf Wanderschaft ist und weder Italien noch Österreich zu solchen Panik-Massnahmen gegriffen haben.

Sucht man auf der Webpage der Uni Freiburg nach Felix Knauer wundert es einem ein bisschen dass auch er zu solchen drastischen Massnahmen aufgerrufen hat; schliesslich hat er noch 2002 einen Artikel mitpubliziert, in dem er über die Erfahrung vom Einfangen von Braunbären geschrieben hat (Kaczensky, P., Knauer, F., Jonozovic, M., Walzer, C. and Huber, T. 2002. Experience with trapping, chemical immobilization, and radiotagging of brown bears in Slovenia. Ursus 13: 347-356. ). Nun sollte man denken er wäre der rechte Mann um für die Betäubung und Rettung des Braunbären zu sprechen. Aber: wenn man sich die Abteilung Wildtierökologie der Uni Freiburg etwas genauer ansieht versteht man das Ganze vielleicht etwas besser! Dort wird eine Jagdausbildung angeboten und man kann in einer Woche Blockkurs das jagdliche Schiessen erlernen und dann semesterbegleitend das Ganze in die Praxis umsetzen. Ansprechpartner ist - na wer errät es?- Richtig! Niemand anderes als Felix Knauer. Und der Höhepunkt des Kurses ist dann der Abschuss des einzigen Braunbäres in Deutschland seit 1835?

'Hallo Braunbär willkommen in unserem Blockkurs!'

Tuesday, May 16, 2006

Dipylon Schilde und die Konsequenzen für die Datierung nacheiszeitlicher Felsbilder

Heute habe ich etwas dazuglernt! Ich finde man sollte jeden Tag etwas Neues dazulernen und heute hab' ich etwas über Dipylon Schilde in der geometrischen Kunst Griechenlands gelernt. So sieht erstmal ein Dipylon Schild aus:


Auf dem unteren Panel, rechts vor dem pferdegezogenen vierrädrigen Streitwagen stehen zwei Krieger mit Dipylon Schilden. Das Gefäß stammt aus der Mitte des 8. Jahrh. BC, der spät-geometrischen Zeit, weil neben diesen Darstellungen von Bestattungsfeierlichkeiten eben auch viele geometrische Muster auf den Gefässen vorkommen. Der Krater steht übrigens heute in New York im Metropolitan (falls mal jemand von euch grad in der Nähe sein sollte).
Nun was hat das ganze mit Felsbildern zu tun? Tonio Hölscher, in dessen Vorlesung ich heute war, aber auch andere Forscher (z. B. Webster 1959, Lorimer 1950) vertreten nun die Ansicht dass die Darstellung dieser Schilde (von denen man übrigens nur Abbildungen kennt) ein 'romantischer Archaismus' sei, m.a.W. der Schild stammt aus einer viel früheren Epoche und wird nur zur Hochstilisierung dieses kultischen Geschehens dargestellt, in Wirklichkeit wurde in dieser Zeit der runde Hoplon Schild benutzt.
Nun kennt man tatsächlich schon ältere Darstellungen dieses Schild-Typs. So z. B. in Medinet Habu bei der Darstellung der Schlacht von Kadesh (ca. 1300 BC)


oder dem Elfenbeinrelief, das unter dem Artemision von Delos gefunden wurde (ca. 1400 - 1200 BC):


Wobei es sich hier um ein sog. 'figure-eight' Schild (oder zwei Schilde?) handelt das der Vorläufer des Dipylon Schildes sein soll. Diese 'figure-eight' Schilde findet man öfters dargestellt, so auch auf dieser mykenischen Kalix aus Katarraktis (15. Jahrh. BC):


Oder als berühmtestes Beispiel die Wandmalereien im Schildsaal von Knossos (1190-1100 BC):


 

Nun zurück zu den Felsbildern. Im Valcamonica, wo 80 % der Felsbilder aus der Eisenzeit stammen werden diese -aufgrund fehlender naturwissenschaftlicher Methoden zur Datierung- sehr oft nach den dargestellten Waffen und auch Schilden datiert. Jetzt versteht ihr wahrscheinlich warum mich diese kleine Randbemerkung von T. Hölscher zu diesem Blog angeregt hat. Auch in der Felsbildkunst geht man von Darstellung ritueller Handlungen und Geschehensabläufen aus (o.k. schlechter verstanden zwar aber begründbar). "Occasionally, more absolute dating of single panels or figures can be made, based on typological or stylistic features of the image, and by comparisons with identifiable objects."(statement auf der EuroPreArt Webseite).


Falls man hier auch archaische Waffen und Schilde dargestellt hat fliegen wir mit unserer Datierung ganz schöne auf die Nase.
Andererseits, was soll's... wir wissen ja dass der Dipylon Schild von Achill getragen wurde und mit dem Trojanischen Krieg haben wir ja dann auch eine gute Datierung ;)

Monday, May 15, 2006

Das 'Heidelberger Lied'

Heute in der Altstadt bin ich folgender Sandstein Plaque begegnet


Da klingt also aus dem Tor an der Alten Brücke fröhlich das Heidelberger Lied heraus und ich musste feststellen, dass ich obwohl ich (zwar nicht direkt aber doch sehr nahe) in Heidelberg wohne eine fatale Wissenslücke aufweise. Also was könnte wohl mit dem Heidleberger Lied gemeint sein? Die Manesse Lieder? Schliesslich ist Heidelberg für diese alten Handschriften berühmt. Oder vielleicht Hölderlin's Ode:

"Heidelberg
Lange lieb ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust,
Mutter nennen und dir schenken ein kunstlos Lied, ...."

Oder Clemens von Brentano's Ode 'Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg'

"Der Neckar rauscht aus grünen Hallen
Und giebt am Fels ein freudig Schallen,
Die Stadt streckt sich den Fluß hinunter,
Mit viel Geräusch und lärmt ganz munter, ..."

Oder Scheffel's Vertonung des 'Studentenliedes'?

"Alt-Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein' andre kommt dir gleich. ..."

Oder gar so etwas Banales wie von Peggy March:

"Memories of Heidelberg sind Memories vom Glück ..."

Meine Freundin schlug zaghaft vor: "vielleicht 'Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren' ???"
Wie, so was Triviales? Wurde dies etwa für unsere amerikanischen oder japanischen Touristen angebracht? Aber da stand (auf dem Bild leider nicht leserlich) der Name des Komponisten: Fred Raymond. Nur wer war Fred Raymond? Fragen über Fragen.

Also wo schaut man heutzutage nach? In der Wikipedia natürlich! Und da hatte ich es dann auch schwarz auf weiss: meine Freundin hatte mal wieder Recht (das hat sie häufiger ;) und es ist tatsächlich 'Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren'. 1927 für ein Singspiel komponiert:

"Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren,
In einer lauen Sommernacht.
Ich war verliebt bis über beide Ohren
Und wie ein Röslein hat ihr Mund gelacht.
Und als wir Abschied nahmen vor den Toren
Beim letzten Kuß, da hab ich's klar erkannt:
Daß ich mein Herz in Heidelberg verloren.
Mein Herz, es schlägt am Neckarstrand."

So jetzt bin ich wieder ein Stück schlauer und sollte mich jemand nach dem Heidelberger Lied fragen kann ich wenigstens Rede und Antwort stehen - auch wenn mir als Archäologen der Manesse Codex lieber gewesen wäre.




Thursday, May 11, 2006

Bristol (2)



Das hier ist Bristol Bridge:


In der Nähe war bereits eine römische Brücke die über die Severn geführt hat. Die Stelle hier ist seit dem Mittelalter die Hauptbrücke in Bristol gewesen. Und jetzt noch ein Foto von meiner koreanischen Freundin Lyna und ihrem kleinen Sohn Jin. Sie ist für ein Jahr nach Bristol an die Uni gegangen und wir hatten uns bestimmt ein halbes Jahr nicht mehr gesehen. Um so grösser war die Freude dass wir wenigstens zwei Abende miteinander verbringen konnten.



Den Rest meiner 'Frei'zeit hab ich mehr oder weniger im Museum verbracht. Na ja eine zeitgemässere Umgestaltung der archäologischen Abteilung wäre nicht schlecht. Es ist alles etwas altmodisch und verstaubt. Dafür ist es ansonsten sehr nett, es ist von allem etwas da: zeitgenössische Kunst, ostasiatische Kunst, Naturkunde und natürlich die Archäologie des Severnmündungsgebietes (obwohl von den schöneren Objekten leider nur Replikas da sind, da die Originale ins British Museum gewandert sind). Aber das Café im Museum ist nett und interviewt wurde ich auch! Die Umfrage von irgendeiner Zeitung (hab den Namen leider vergessen) ging darum, ob Museen für das erste Rendezvous gut ankommen. Zu seiner Freude fand ich das sogar sehr gut, erweckt es doch den Anschein dass dein Verehrer noch etwas Resthirn besitzt und nicht nur an das Eine denkt.

Und wie denkt ihr darüber? Sollen wir in Deutschland auch Valentine Days im Museum einführen wie in England?

Monday, May 08, 2006

Bristol


Seit Samstag bin ich also in Bristol auf der British Rock Art Konferenz - ja es gibt tatsächlich Rock Art in England. Zum Beispiel der Swastika Stein von Ilkley Moor, Yorkshire:

Aber auch über andere Rock Art Sites aus aller Welt wurde berichtet. Da bekommt man richtig Reiselust. Ausserdem kennt man mit der Zeit ja schon einige Leute und so macht das Ganze richtig Spass. Leider waren es nur zwei Tage, aber dafür Vorträge von Morgens bis Abends.

Heute habe ich den Tag genutzt um Bristol näher kennenzulernen. Na ja, die meiste Zeit bin ich wohl im City Museum gewesen. Leider war die archäologische Sammlung nicht gerade gross und ausserdem waren viele Replika da und einige Vitrinen leer geräumt für eine Neugestaltung. Als ob das nicht gereicht hätte haben sie auch noch die Ägyptische und Ostasiatische Abteilung geschlossen. Tja war ein unglücklicher Zeitpunkt. Danach hab ich mit dann mit Border Books und Star Buck getröstet. Hier ist ein Bild von Temple Meads:


Der eigentliche Bahnhof, von Brunel im Tudorstil erbaut, ist heute ein Museum (Commonwealth Museum). Der heutige Bahnhof ist ein Anbau aus den 1870er Jahren. Aber auch ansonsten ist Bristol sehenswert mit seiner schönen Kathedrale, dem Haus des Lord Mayor, dem Hafen und und und.

Monday, May 01, 2006

Manheimer Maimess

Nachdem wir viele Jahre den Besuch von irgendwelchen Kerwen und Messen ausgesetzt hatten haben wir es heute erneut gewagt und ´sind auf das Neue Messegelände nach Mannheim gefahren, wo die alljährliche Maimess' stattfindet. Eigentlich hat sich in den Jahren unserer Abwesenheit nicht viel verändert; es gibt immer noch die gleichen Ess-Buden, Losverkäufer, Schießbuden, Boxautos und Zuckerwatte wie eh und jeh. Der einzige Unterschied diesmal war dass nicht die Kinder unbedingt Karussel fahren wollten, sondern mein lieber Mann (tja wohl der dritte Frühling oder sowas):


Eine Änderung gab es allerdings doch: die Eistüten sind mittlerweile blau geworden