Tuesday, May 16, 2006

Dipylon Schilde und die Konsequenzen für die Datierung nacheiszeitlicher Felsbilder

Heute habe ich etwas dazuglernt! Ich finde man sollte jeden Tag etwas Neues dazulernen und heute hab' ich etwas über Dipylon Schilde in der geometrischen Kunst Griechenlands gelernt. So sieht erstmal ein Dipylon Schild aus:


Auf dem unteren Panel, rechts vor dem pferdegezogenen vierrädrigen Streitwagen stehen zwei Krieger mit Dipylon Schilden. Das Gefäß stammt aus der Mitte des 8. Jahrh. BC, der spät-geometrischen Zeit, weil neben diesen Darstellungen von Bestattungsfeierlichkeiten eben auch viele geometrische Muster auf den Gefässen vorkommen. Der Krater steht übrigens heute in New York im Metropolitan (falls mal jemand von euch grad in der Nähe sein sollte).
Nun was hat das ganze mit Felsbildern zu tun? Tonio Hölscher, in dessen Vorlesung ich heute war, aber auch andere Forscher (z. B. Webster 1959, Lorimer 1950) vertreten nun die Ansicht dass die Darstellung dieser Schilde (von denen man übrigens nur Abbildungen kennt) ein 'romantischer Archaismus' sei, m.a.W. der Schild stammt aus einer viel früheren Epoche und wird nur zur Hochstilisierung dieses kultischen Geschehens dargestellt, in Wirklichkeit wurde in dieser Zeit der runde Hoplon Schild benutzt.
Nun kennt man tatsächlich schon ältere Darstellungen dieses Schild-Typs. So z. B. in Medinet Habu bei der Darstellung der Schlacht von Kadesh (ca. 1300 BC)


oder dem Elfenbeinrelief, das unter dem Artemision von Delos gefunden wurde (ca. 1400 - 1200 BC):


Wobei es sich hier um ein sog. 'figure-eight' Schild (oder zwei Schilde?) handelt das der Vorläufer des Dipylon Schildes sein soll. Diese 'figure-eight' Schilde findet man öfters dargestellt, so auch auf dieser mykenischen Kalix aus Katarraktis (15. Jahrh. BC):


Oder als berühmtestes Beispiel die Wandmalereien im Schildsaal von Knossos (1190-1100 BC):


 

Nun zurück zu den Felsbildern. Im Valcamonica, wo 80 % der Felsbilder aus der Eisenzeit stammen werden diese -aufgrund fehlender naturwissenschaftlicher Methoden zur Datierung- sehr oft nach den dargestellten Waffen und auch Schilden datiert. Jetzt versteht ihr wahrscheinlich warum mich diese kleine Randbemerkung von T. Hölscher zu diesem Blog angeregt hat. Auch in der Felsbildkunst geht man von Darstellung ritueller Handlungen und Geschehensabläufen aus (o.k. schlechter verstanden zwar aber begründbar). "Occasionally, more absolute dating of single panels or figures can be made, based on typological or stylistic features of the image, and by comparisons with identifiable objects."(statement auf der EuroPreArt Webseite).


Falls man hier auch archaische Waffen und Schilde dargestellt hat fliegen wir mit unserer Datierung ganz schöne auf die Nase.
Andererseits, was soll's... wir wissen ja dass der Dipylon Schild von Achill getragen wurde und mit dem Trojanischen Krieg haben wir ja dann auch eine gute Datierung ;)

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